BANGLADESH | Einsturz von Textilwerkstätten fordert fast 1.200 Tote

Bangladesh

600 Tote: das war vor einer Woche die furchtbare Bilanz der kommunalen Behörden von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, nach dem Einsturz eines Hochhauses mit fünf Textilfirmen. 600 Tote von insgesamt 3.000 Beschäftigten (mehrheitlich Frauen). Doch diese als praktisch endgültig genannte Zahl war nur ein Teil der Realität. Bei der Suche in den Trümmern wurden Dutzende weitere Leichen gefunden, so dass die Zahl der Toten auf fast 1.200 stieg.

Weder die Proteste der Behörden, noch die Krokodilstränen der EU-Verantwortlichen, noch die Beileidsbekundungen der multinationalen Konzerne, der Auftraggeber für die Textilwerkstätten, können die Realität verschleiern. Es handelt sich um ein Verbrechen, ein Massenverbrechen gegen die Arbeiterschaft in Bangladesch und weltweit.

Es ist ein planmäßiges Verbrechen nicht ohne Vorbilder. Im November 2012 fielen um die 520 Arbeiter einem Brand in einer ähnlichen Firma zum Opfer. Innerhalb eines Jahrzehnts wurden über 6.000 Arbeiter in solchen Unfällen getötet. Besonders in der Textil- und Bekleidungsindustrie werden die unverzichtbaren, elementarsten Sicherheitsbedingungen auf der Suche nach den niedrigsten „Kosten der Arbeit“ geopfert. Es sind nicht nur die Unternehmer in Bangladesch, die von dieser Situation profitieren, sondern die Multis in den USA und Europa, die wahren Auftraggeber dieser Werkstätten der Sklavenarbeit.

Kooperationsvertrag mit der Europäischen Union

In voller Kenntnis der Zustände hat z.B. die Europäischen Union 2011 einen Kooperationsvertrag für die Erleichterung von Investitionen abgeschlossen. Wie kann man von Sicherheit reden, wenn es nur 51 (ja, einundfünfzig!) Arbeitsinspektoren für die Überwachung von 200.000 Firmen gibt! Sofort nach Bekanntwerden der Katastrophe haben hunderttausende wütende Arbeiter in Bangladesch gegen die mörderische Profitgier der Ausbeuter demonstriert.

Die soziale Spannung ist so groß, dass der Eigentümer des Gebäudes festgenommen wurde und die Regierung versicherte, „Maßnahmen zu ergreifen“ und zu verstehen gab, dass es allgemeine Lohnerhöhungen geben werde.

Die ganze Situation eines Landes, das der imperialistischen Plünderung ausgeliefert ist, zeigt sich in der Katastrophe von Savar. Die Verteidigung der Arbeiter gegen die Folgen der Plünderung und des Wettlaufs um Profite ist die zentrale Frage, für die die Einheit der Arbeiter und ihrer Organisationen verwirklicht werden muss.

Dabei ist es auffallend, dass es gerade in diesem Augenblick eine Reihe von blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und „radikal-islamistischen“ Demonstrationen, die ein Gesetz „gegen Blasphemie“ fordern, gibt.

Internationale Kampagne

Der nationale Gewerkschaftsbund von Bangladesch ruft zur Einheit aller politischen und Arbeiterorganisationen des Landes auf, um Gerechtigkeit für die Opfer zu erzwingen, sowie die Bestrafung der Schuldigen und wirksame Sicherheitsmaßnahmen. Gleichzeitig hat der nationale Gewerkschaftsbund damit begonnen, eine Delegation von Gewerkschaftern und Textilarbeitern zu organisieren, um die Arbeiter in der Welt und besonders in Europa direkt über die Realität zu informieren und mit ihnen gemeinsam eine internationale Kampagne für die Verteidigung der Arbeiter in Bangladesch zu organisieren.


Demonstration von Tausenden Textilarbeitern

Die Polizei hat brutal versucht, mehr als 20.000 Textilarbeiter, die für Lohnerhöhungen auf die Straße gegangen waren, auseinanderzutreiben. Nachdem 1.127 von ihnen beim Einsturz eines Gebäudes mit mehreren Werkstätten, die Zuchthäusern gleich kommen, nahe Dhaka umgekommen sind, lässt ihre Wut über die Arbeitsbedingungen nicht nach.

Streik und Demonstrationen haben das Industriegebiet von Ashulia am Rande der Hauptstadt lahmgelegt, wo es hunderte Textilfabriken gibt, die für westliche Konzerne wie für den amerikanischen Konzern Walmart oder den französischen Carrefour arbeiten. Seit dem Einsturz des Gebäudes am 24. April mit 1.127 Toten haben die Arbeiter, die manchmal nur 38 Dollar (30 Euro) monatlich verdienen, fast täglich für Lohnerhöhungen gestreikt, und sie fordern die Todesstrafe für den Eigentümer des Gebäudes.

Der monatliche Mindestlohn wurde im November 2010 auf 38 Dollar festgesetzt. Die Gewerkschaften fordern, dass der monatliche Basislohn auf ca. 100 Dollar (77 Euro) erhöht wird.