DROHT EIN PROZESS ?

zum download: 009 IAV Briefe

Canal 3, der nationale Radiosender Algeriens, kündigte am 4. August die bevorstehende Eröffnung der Prozesse gegen Said Bouteflika (Bruder von Präsident Bouteflika), Toufik, Tartag (ehemaliger Chef der Sicherheitsdienste) und von Louisa Hanoune an.

Herr Brahimi, der Anwalt von Bouteflika, dementierte sofort: „Die Informationen des Radios sind definitiv falsch. Der Fall wird noch untersucht. „

Aber… Canal 3 ist ein nationaler Radiosender, was bedeutet, dass er durch das Regime kontrolliert wird und seine „Information“ gibt einen Hinweis. Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen passiert.

Es gibt etwas von Bedeutung,

das ist der Versuch, des Sprechers des Regimes, das Schicksal von Louisa Hanoune mit dem des Clans von Bouteflika’s Bruder zu verbinden. Das ist die Zielrichtung des Regimes, die von anderen Kräften übernommen wurde, um zu behaupten, dass Louisa Hanoune nicht wegen ihrer Unterstützung für die laufende Revolution in Algerien inhaftiert wurde, sondern dass sie Teil einer Verschwörung in Verbindung mit dem Clan der Bouteflika sei.

Das steht eindeutig im Widerspruch zu den Fakten.

Das hervorstechendste Argument ist, dass sie an einem Treffen mit dem Bruder Bouteflikas und Toufik teilgenommen hatte. Ein banales und informelles Treffen zu dem Saïd Bouteflika, offizieller Berater des Präsidenten, gebeten hatte.

Ein führendes Mitglied der Arbeiterpartei hat auf der Pressekonferenz des Nationalen Komitees für Louisa Hanoune’s Freilassung am 29. Juli daran erinnert, dass sie bei dem Gespräch sagte, dass „der Präsident ebenso wie die Regierung gehen müssen“, und dass „beide Parlamentskammern aufgelöst werden müssen“.

Das waren auch die Voraussetzungen dafür, dass Louisa Hanoune und die Fraktion der Arbeiterpartei beschlossen, aus der Nationalen Volksversammlung austreten.

Louisa Hanoune war die Sprecherin der Forderung des Volkes, als sie forderte, dass das gesamte Regime verschwinden muss. Und genau das ist der Grund, warum der ermittelnde Richter sie der „Verschwörung für einen Regime-Wechsel“ bezichtigt.

Es gibt keine Verschwörung, aber es gibt die Bereitschaft zum Regimewechsel – das ist die Forderung von zehn Millionen Algeriern.

Seit fünfundvierzig Jahren bekämpft die Aktivistin Louisa Hanoune das Regime.

Zuerst im Untergrund unter dem Regime der Einheitspartei (was ihr 1984 sechs Monate Gefängnis einbrachte, und erneut 1988 während des Jugendaufstandes in Algier, den das Regime unterdrückte, indem es 500 Menschen tötete).

Nach der Einführung des Mehrparteiensystems und ihrer Wahl in die Nationale Volksversammlung hörte sie nicht auf, in allen möglichen Formen gegen das Regime und seine Politik zu kämpfen.

In den letzten zwanzig Jahren hatte sie die Gelegenheit, viele verantwortliche Politiker zu treffen, den Präsidenten, Premierminister, Minister, Generalstabschef Gaïd Salah, ebenso wie Verantwortliche der Opposition. Das ist Teil des politischen Lebens und es gehört zu ihren Aufgaben als Mitglied des Parlaments, neben der Sammlung von Informationen, in diesem oder jenem Fall politisch einzugreifen und zu kämpfen.

Z.B. kämpften Louisa Hanoune und die PT im Jahr 2010 gegen die Privatisierung und den Verkauf  des größten Komplexes der Stahlindustrie in Afrika an Arcelor-Mittal.

Im Jahr 2010 fand ein Treffen von Tausenden von Arbeitern in der Stadt Annaba statt, mit den Verantwortlichen der UGTA des Stahlkomplexes und Louisa Hanoune.

Sie hörte nicht auf, sich an den Präsidenten zu wenden, an die Minister, um immer wieder die Forderungen nach Renationalisierung zu stellen.

Im Jahr 2013 renationalisierte die Regierung den Komplex.

Das ist ein Beispiel unter anderen für Louisa Hanounes Kampf. Im Gegensatz zu den hier und da auftauchenden böswilligen Behauptungen, hat sie nicht aufgehört, und das gerade in den letzten sechs Jahren, die herrschende Fraktion des Regimes anzugreifen, welche den Ausverkauf des Landes organisierte und alle Errungenschaften in Frage stellte.

Sie kämpfte hart gegen den früheren Präsidenten des algerischen Arbeitgeberverbandes Haddad und die Oligarchie, die sie als Raubtiere und Parasiten bezeichnete.

Jeder in Algerien wusste, dass dieser Boss ein sehr enger Vertrauter des Bouteflika-Clans war – und diesen anzugreifen, bedeutete auch diesen Clan anzugreifen.

Darüber hinaus unterzeichneten im Jahr 2015 neunzehn algerische Persönlichkeiten, darunter besonders Kämpfer während des nationalen Befreiungskriegs wie Zohra Drif (heute Vorsitzende des Unterstützungskomitees für die Befreiung von Louisa Hanoune) und Lakhdar Bouregaâ, Held des nationalen Befreiungskampfes, sowie Louisa Hanoune einen offenen Brief.

In diesem „Brief der Neunzehn“ an Präsident Bouteflika verlangten sie, von ihm empfangen zu werden, um zu erfahren, wie es in dem Schreiben heißt, „ob er tatsächlich der Autor der ihm zugeschriebenen Maßnahmen und Gesetze war“.

Und dieser Brief der Neunzehn verurteilte öffentlich den Clan , der aus dem Hintergrund das Land faktisch regierte.

Das ist die Realität des Kampfes von Louisa Hanoune.

Und heute sitzen Louisa Hanoune und Lakhdar Bouregaâ (der 86-jährige Mudschahed) aufgrund der politischen Entscheidung des Regimes im Gefängnis.

Kurzinformation Nr. 12 der l`Entente internationale des travailleurs et des peuple, EIT/ILC; (Internationale Verbindung der ArbeitnehmerInnen und Völker, IAV)

  1. Juli 2019