„Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass nun ein geographisch und demographisch vereintes Palästina ensteht“

Die Mitglieder der Kampagne für einen einheitlichen demokratischen Staat auf dem ganzen historischen Gebiet Palästinas, One Democratic State Campaign (ODSC), beteiligen sich direkt an der Erhebung des palästinensischen Volkes: bereits am 5. Mai 2021 veröffentlichte die One Demokratic State Campaign ein Kommuniqué, in dem sie die Intervention der israelischen Armee im Gazastreifen auf das Schärfste verurteilt. Sie ruft „alle Organisationen der zivilen Gesellschaft und alle Menschen, die für die Freiheit eintreten“ dazu auf, „umgehend Druck auf ihre Regierungen auszuüben, damit diese von dem Staat Israel fordern, den völkermörderischen Krieg gegen die Palästinenser in Gaza einzustellen (…) und die Blockade aufzuheben“. Am 11. Mai betitelte die ODSC ihr Kommuniqué mit der Zeile: „Die Volksrevolution ist der einzige Weg für das besetzte Palästina.“

Awad Abdelfattah, Mitkoordinator der Kampagne für einen einheitlichen demokratischen Staat:

„Die derzeitige Situation birgt große Chancen und Risiken. Wir erleben einen Moment, der nahezu beispiellos ist. Trotz des Leids, der Angst und den Risiken, die damit einher gehen, fühlen wir uns, die kolonisierte Nation, wiedergeboren als ein vereinteres und entschlosseneres Volk. Das palästinensische Volk vereint sich, kämpft und erschüttert die ideologischen Grundlagen des Kolonisators selbst. Ich denke, dass wir in ein neues Kapitel der Geschichte unseres Kampfes eintreten. Das Bild Israels wird beschädigt, und seine moralische Schwäche, sein Rassismus und seine dem zionistischen Kolonialsystem inherente Barbarei treten immer deutlicher in Erscheinung. Man kann es nicht mehr als einen Friedenshafen für die Juden präsentieren.

Das abgeriegelte, ausgehungerte und verarmte Gaza soll die mörderische Blockade akzeptieren und von Palästina abgetrennt werden. Seine Bevölkerung soll weiter langsam aber sicher zugrunde gehen. Nein! Die Bevölkerung Gazas wehrt sich, weil sie leben will, weil sie Freiheit für sich und ihr ganzes Volk verlangt. Wir alle stehen zu Gaza!

Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass nun ein geografisch und demografisch vereintes Palästina entsteht, entgegen dem Kalkül des zionistischen Kolonialsystems. Der auslösende Funke der gegenwärtigen Ereignisse kam aus Jerusalem, breitete sich auf dem Gebiet innerhalb der Grenzen von 1948 aus, dann auf den Gazastreifen und schließlich im Westjordanland.

Zahlreiche palästinensische Analysten sagen zu Unrecht, es sei zum ersten Mal eine wirkliche Geschlossenheit des Kampfes zu beobachten. Sie haben wohl vergessen, dass im Jahr 2000 die Explosion einer einzigartigen Einheitsfront in ganz Palästina auslöste, was man gemeinhin die Zweite Intifada nennt. Damals vereinigten alle Palästinenser in den Gebieten von 1948 ihre Kräfte zur Intifada.

Das was heute in den Grenzen von 1948 geschieht, ist bemerkenswert. Die direkte und starke Verbindung mit der Sache der Befreiung unseres Volkes einerseits und die Intensivierung der Brutalität der Siedler-Gangs andererseits müssen ernst genommen werden, vor allem von der jungen Avantgarde.

Die Erhebung kommt von der Basis, sie wurde nicht von Parteien oder Bewegungen beschlossen

Dass das Apartheidregime zunehmend das Gefühl hat, die Kontrolle über die arabischen Bürger verloren zu haben, macht es für diesen Teil unseres Volkes noch gefährlicher und brutaler. Die israelischen Medien täuschen und lügen, weil sie glauben machen wollen, dass sie sich als Antwort auf die Hamas wehren, während sie doch selbst den Kampf um Jerusalem begonnen haben, bevor die Widerstandsbewegung und die Hamas ihre Raketen losschickten. Diese Fragen müssen in Betracht gezogen werden, um jede Illusion bezüglich der brutalen Unterdrückung der Erhebung zu vermeiden.

Innerhalb der Grenzen von 1948 kommt die Erhebung von der Basis, sie wurde nicht von Parteien oder Bewegungen beschlossen. Die meisten Masseninitiativen werden von der Avantgarde der palästinensischen Jugend geführt, mit präzisen Beschlüssen auf lokaler Ebene zu präzisen Ziele. Das ist eine bedeutende Entwicklung, aber sie garantiert keine Kontinuität.

In den Grenzen von 1948 wie auch im Westjordanland ist das größte Problem, mit dem die Erhebung konfrontiert ist, das Fehlen einer politischen Führung, die in der Lage wäre, der Eskalation des Apartheidregimes und seiner Aggression zu begegnen.

Es müssen dringend Führer gefunden werden, die in der Lage sind, die Erhebung zu leiten. Wir müssen schnell darüber nachdenken, wie wir ein Organ zur Koordinierung schaffen könnten, das dabei helfen kann, sie zu strukturieren und den Schutz der Bewegungen zu garantieren. Es reifen in der Avantgarde der Jungend Führer heran, aber sie brauchen die Unterstützung derer, die politische und organisatorische Erfahrung besitzen. Das ist eine der zu lösenden Herausforderungen.

Unter dem Druck von Dutzenden Kadern der Bewegungen der Frauen und Jugendlichen hat das Hohe Komitee zur Vertretung der Interessen der Araber in Israel (in den Grenzen von 1948) beschlossen, am Dienstag, den 18. Mai zu einem Generalstreik aufzurufen.“