Türkei / Syrien: Nach dem tödlichen Erdbeben am 6. Februar 2023

Pressemitteilung der Internationalen Verbindung der ArbeitnehmerInnen und Völker (IAV)

Solidarität mit den Bevölkerungen in der Türkei und in Syrien

Bis heute (21.02.2023) gibt es über 140.000 Opfer, darunter 41.000 Tote; ganze Städte und Dörfer liegen in Trümmern; über 100.000 Familien sind geflohen, obdachlos und in Todesgefahr. Das ist die vorläufige Bilanz des verheerenden Erdbeben, von dem am 6. Februar zehn Bezirke in der Türkei und der ganze Nordosten Syriens betroffen waren.

Wir alle haben mit Schrecken die Bilder von Überlebenden gesehen, die mit bloßen Händen in Trümmern und Schnee nach weiteren Überlebenden suchen. Von diesen Überlebenden haben die meisten ihre Familie und Wohnung verloren und schweben in Todesgefahr, ohne Trinkwasser, Hygiene, Heizung und medizinische Versorgung. Sie hausen in zusammengeflickten Zelten, während Hilfe von außen sie – vor allem in Syrien – nicht erreicht. Ihnen fehlen die elementarsten Hilfs- und Rettungsmittel.

Die Bilder einer Apokalypse, die sich in der ganzen Welt sofort und bis jetzt verbreitet haben, erinnern an die Barbarei der Weltkriege und des gegenwärtigen Kriegs in der Ukraine mit ihren vielen massiven Zerstörungen. Faktisch ist die begrenzte internationale Hilfe verschiedener Regierungen für Syrien eine Widerspiegelung nicht nur der Unterwerfung unter das US-Embargo, sondern auch der Positionen zum Ukraine-Krieg.

Ist diese menschliche und materielle Katastrophe nur Schicksal, oder war sie vermeidbar? Sicher hat die Erde gebebt, und nicht zum ersten Mal, besonders in der Türkei. Die Erdbeben sind Aktivitäten der Natur, ganz wie Vulkanausbrüche, Tornados, Tsunamis, Überschwemmungen. Aber konnte man sie nicht vorhersagen und die Schäden begrenzen?

Türkische Architekten, Ingenieure und Experten sagen, dass den Baufirmen erlaubt wurde, Gebäude, Wohnungen, Infrastrukturen zu errichten, die nicht den Bauvorschriften entsprechen, besonders einer erdbebensicheren Bauweise. Und das in einem Land, das noch in der jüngeren Vergangenheit viele Erdbeben erlebt hat.

Wir sagen laut und deutlich: Verantwortlich und schuldig ist der US-Imperialismus und seine – vor allem europäischen – Bundesgenossen, die Syrien seit März 2011 mit einem blutigen Krieg des internationalen Terrorismus überzogen haben, der mehr als 500.000 Tote forderte und 10 Millionen Syrier zu Flüchtlingen machte. Syrien wurde durch den Krieg zerstückelt. Ein Teil des vom tödlichen Erdbeben getroffenen Nordwesten unterliegt der Regierung des Regimes von Baschar al-Assad, ein anderer Teil wurde faktisch von Erdogan annektiert, und im dritten Teil drängen sich die Inlandsflüchtlinge.

Schuldig ist die US-Regierung, die gegen das seit 12 Jahren geschundene syrische Volk ein verbrecherisches Embargo verhängt hatte. Und die dann am fünften Tag des Erdbebens, als sich ein entsetzliches menschliches Drama im syrischen Nordwesten entwickelte, heuchlerisch beschlossen hat, angesichts wachsender Kritik und Wutausbrüchen – selbst in den USA–, die Sanktionen teilweise aufzuheben.

Auf Befehl des US-Imperialismus hat es die Weltbank gewagt, schon am ersten Tag nur für die Türkei 1,7 Milliarden $ Hilfsgelder locker zu machen. Weitere 20 NATO-Länder beschlossen auf einem eilig einberufenen Treffen Hilfe für die türkische Regierung, unter völliger Missachtung der Schrecken in Syrien.

Die Internationale Verbindung der ArbeitnehmerInnen und Völker (IAV) teilt die ansteigende Wut in der Türkei auf die verbrecherischen Baufirmen, aber besonders auf Erdogan und seine Regierung, die als deren Komplizen beschuldigt werden – wegen zu geringer Vorsorge und dem sehr spätem Eintreffen von Rettungskräften oder Hilfe für Opfer und Obdachlose.

Die IAV bekundet ihre volle Solidarität mit der türkischen und syrischen Bevölkerung, die Opfer des kriminellen Umgangs mit den Folgen des Erdbebens durch den Imperialismus und seine Regierungen sind.

Die IAV schließt sich den Millionen Frauen und Männern auf allen Kontinenten an, die sich, entsetzt über das Ausmaß des Unglücks und empört über die verbrecherische Haltung der US-Regierung und ihrer Lakaien vor allem in Europa, mobilisiert haben, um Hilfe an die Opfer zu senden und die bedingungslose Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien zu fordern.

Louisa Hanoune, Dominique Canut

Koordinatoren der Internationalen Verbindung der ArbeitnehmerInnen und Völker (IAV)